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Das soziale Netzwerk der Elefanten trotzt der Wilderei

Lichtblick in der Katastrophe

Das soziale Netzwerk der Elefanten trotzt der Wilderei
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Zwei junge Elefantenkühe festigen ihre Bekanntschaft, während eine ältere Elefantendame im Hintergrund zusieht. (Bild: Shifra Goldenberg)
Sie haben die längsten Stoßzähne – Wilderer haben es vor allem auf ältere Elefanten abgesehen, die allerdings oft eine kritische Funktion im sozialen Netzwerk der Tiere einnehmen. Befürchtungen, dass dies die Beziehungsgeflechte zerstören könnte, haben sich nun erfreulicherweise nicht bestätigt.

Die Ausrottung läuft auf Hochtouren: Die Elefanten-Wilderei hat in den letzten Jahren ein schockierendes Ausmaß erreicht. Allein zwischen 2010 und 2012 sind Schätzungen zufolge etwa 100.000 Elefanten der menschlichen Gier nach Elfenbein zum Opfer gefallen. Jedes Jahr werden nun etwa zehn Prozent des Restbestandes vernichtet. Grund für den mörderischen Zuwachs ist neben der gestiegenen Nachfrage eine weitere traurige Entwicklung: Das organisierte Verbrechen und terroristische Gruppen haben den Elfenbeinhandel als ideale Einnahmequelle für sich entdeckt.

Neben dem puren Ausmaß der Wilderei befürchteten Biologen bisher noch einen weiteren Aspekt, der den Niedergang der Elefanten beschleunigen könnte: Bei den getöteten Tieren handelt es sich häufig um die weisen Leitkühe von Elefantengruppen. Sie bilden die wichtigsten Bindeglieder im sozialen Netzwerk der hochintelligente Tiere, dem eine wichtige Rolle für die Entwicklung von Elefantenpopulationen zukommt.

Elefanten-Daten aus 16 Jahren

Um zu erfassen, wie sich die Wilderei auf die sozialen Geflechte der Tiere auswirkt, hat nun ein Forscherteam detailreiche Beobachtungs-Daten von kenianischen Elefantengruppen aus den letzten 16 Jahren ausgewertet. Aus den Informationen gingen die Verwandtschaftsbeziehungen der Tiere untereinander hervor, welche Funktion sie in den Gemeinschaften einnehmen, mit wem sie Kontakt pflegten und natürlich auch das entsetzliche Ausmaß der Wilderei.

Die Auswertungen dokumentierten, dass das Durchschnittsalter der ältesten Elefanten in der Population extrem abgenommen hat und ein enormer Durchsatz an der Spitze der Gemeinschaften zu verzeichnen ist. Dennoch ist den Forschern zufolge die Netzwerkstruktur der Tiere überraschend stabil geblieben. Der Schlüsselfaktor dabei ist offenbar, dass die Töchter der Leitkühe erstaunlich gut die Lücke ihrer gefallenen Mütter schließen können: Sie übernehmen das soziale Netzwerk der Verstorbenen und führen es fort.

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„Wir waren überrascht, wie wichtig die Bekannten der Mutter für die neuen Beziehungsgeflechte der Tochter waren. Man könnte annehmen, dass eine Gesellschaft kollabiert, deren Zentren Matriarchinnen bilden, die fortlaufend verschwinden. Doch unsere Studie zeigt, dass sich die Tiere anpassen können“, sagt Shifra Goldenberg von der Colorado State University in Fort Collins.

Immerhin scheint Erholung möglich

Es handelt sich bei den Studienergebnissen um eine erfreuliche Feststellung vor einem dramatischen Hintergrund, betonen die Forscher. „Die Tatsache, dass Elefanten sozial robust sind, ist eine wichtige und spannende Erkenntnis, die zeigt, dass sie eine gewisse angeborene Widerstandsfähigkeit gegen den menschlichen Druck besitzen“, sagt Goldenberg. Den gilt es nun allerdings vehement zu bekämpfen, denn das faszinierende Sozialverhalten der Dickhäuter allein wird sie nicht retten können. „Die Ergebnisse geben aber immerhin Hoffnung bezüglich der Fähigkeit der Elefanten sich zu erholen, wenn wir es endlich hinbekommen, den Druck zu reduzieren“, sagt Co-Autor George Wittemyer von der Colorado State University.

Quelle: Cell Press

© natur.de – Martin Vieweg
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