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Eier: Keimfrei auch ohne Formaldehyd

Eine von Mikroben produzierte Substanz könnte Bruteier künftig von Erregern befreien

Eier: Keimfrei auch ohne Formaldehyd
Hühnerküken
Ein frisch geschlüpftes Hühnerküken (Foto: Countrypixel/ Fotolia)
Bei der Massenzucht von Hühnerküken werden die Bruteier bisher mit giftigem Formaldehyd begast – das soll Krankheitserreger abtöten. Jetzt haben Forscher eine gesündere Alternative entdeckt: Eine von harmlosen Mikroben produzierte Substanz wirkt genauso gut.

Hühnerküken sind bei uns längst Massenprodukte: Um Legehennen oder Masthähnchen zu produzieren, werden Hühnereier in Großbrütereien bebrütet. Um dabei die Ausbreitung von Krankheitserregern auf der Eierschale und den sich entwickelnden Küken zu verhindern, werden die Eier in diesen Großbrütereien einer Formaldehydbegasung unterzogen. Das giftige Gas tötet die Keime auf der Eierschale ab – dringt aber auch nach außen.

„Formaldehyd verflüchtigt sich rasch und bei Begasungen in Großbrütereien lässt es sich nicht gänzlich kontrollieren – etwas von dem Gas entweicht immer“, erklärt Tomislav Cernava vom Institut für Umweltbiotechnologie der TU Graz. Das bekommen die Anrainer der Brütereien zu spüren, die dann die mit dem Gas kontaminierte Luft einatmen. Wegen der krebserregenden und umweltschädlichen Wirkung von Formaldehyd sucht die EU bereits nach einer wirksamen Alternativmethoden zur Behandlung von Bruteiern.

Mikrobensubstanz als Keimschutz

Eine vielversprechende und umweltfreundliche Alternative könnten jetzt Cernava und seine Kollegen gefunden haben. Dem Prinzip auf die Spur gekommen sind sie, als sie vor einigen Jahren Mikroorganismen entdeckten, die den steirischen Ölkürbis vor Fäulnis schützen. „Wir haben die flüchtigen Substanzen dieser Bakterien weiter erforscht, um herauszufinden, wie sie Pathogene so wirksam bekämpfen“, berichtet Cernavas Kollegin Gabriele Berg.

Dabei zeigte sich, dass einige für Tier und Menschen harmlose Bakterienarten bestimmte Substanzen abgeben, die schädliche Keime abtöten können. Besonders wirksam scheinen dabei Bakterien zu sein, die Substanzen aus der Klasse der Pyrazine abgeben, wie die Forscher berichten. Ob diese mikrobiellen Schutzstoffe vielleicht auch gegen potenziell krankheitserregende Bakterien auf Eierschalen wirken, haben sie nun in Laborversuchen getestet.

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Genauso gut wie Formaldehyd

Das vielversprechende Ergebnis: In Reinform auf die Eierschale aufgebracht, beseitigte Pyrazin bis zu 99,6 Prozent der Keime – eine Dekontaminationsrate, die mit der Formaldehyd-Begasung vergleichbar ist, wie die Wissenschaftler berichten. Versetzt man die Eier mit einer niedrigeren Pyrazindosis, hat dies ebenfalls eine positive Wirkung. Denn dann fördert dies die Besiedlung der Eier mit harmlosen Mikroben, die dann die Erreger verdrängen.

Ein weiterer Vorteil der Mikroben-Substanz: Bei Raumtemperatur ist sie flüssig, verflüchtigt sich aber sehr leicht. Wie die Forscher erklären, könnten daher für die Behandlung der Eier mit diesem natürlichen Mittel dieselben Geräte wie bei der Begasung mit Formaldehyd verwendet werden. Was bereits im Labor funktioniert, muss nun im nächsten Schritt im Großmaßstab getestet werden. Dafür sucht das Forscherteam nun Partner aus der Industrie, die sich einbringen wollen.

Quelle: Technische Universität Graz, Fachartikel: Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-017-13579-7

© natur.de – Nadja Podbregar
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